Was ist für dich links, Marie?
Marie Gerlach, geboren 1989, studierte Friedens- und Konfliktforschung, arbeitet in der Flüchtlingshilfe und lebt in Berlin
Was ist für dich links?
Links ist für mich eine Politik, die Menschen nicht danach bewertet, ob sie für das Kapital nützlich sind oder nicht. Links steht für eine bessere und gerechtere Zukunft. Für den Mut zu einem neuen Gesellschaftsentwurf, zu einem neuen Wirtschaftssystem, wo Menschen nicht ausgebeutet und entrechtet werden.
Was hat dich in letzter Zeit am meisten überrascht?
Politik findet nicht im Fernsehen statt, und nicht nur in den Parlamenten, sondern vor allem auf der Straße und in jedem persönlichen Gespräch. Als wir letztens in einer kleinen Gruppe im Wedding begonnen haben, Canvassing auszuprobieren, da ist mir genau das ausgefallen. Dass es eigentlich viel mehr bringt, sich hier mit den Leuten im Kiez zu unterhalten und zu erfragen, was sie sich eigentlich wünschen– was gutes Leben für sie heißt. Ich dachte, das sei eine große Überwindung. Aber im Nu macht das einen riesigen Spaß, und plötzlich merkt man, dass man sich eigentlich viel ähnlicher ist, als man denkt.
Was regt dich auf?
Ungerechtigkeit!
Wovon träumst du?
Von einer Maschine, die es Menschen möglich macht, sich für eine kurzen Moment in die Situation eines anderen besser hineinzuversetzen. EMPATHIE 2.0. Vielleicht könnten Menschen dann Beweggründe von Flucht besser nachvollziehen.
Wann fühlst du dich gut?
Wenn ich morgens auf dem Weg zur Arbeit müde in der U-Bahn sitze, noch nach Motivation suche, und mir dann jemand freudestrahlend und schon ganz wach entgegenlacht.
Mit wem lachst du besonders gern?
Mit meinen Neffen lache ich definitiv am liebsten, weil die sich noch über die wirklich kleinen Dinge im Leben freuen.
Wovor hast du Angst?
Vor einer Gesellschaft, die bestimmt wird von einer Debatte um eine deutsche Leitkultur. In der Grenzen gezogen werden, anstatt auf unsere Gemeinsamkeiten zu schauen.
Wie lautet dein Lebensmotto?
Machet einfach!