Disput

Zuversicht im Norden

In Schleswig-Holstein hat es nicht gereicht, um in den Landtag einzuziehen. Aber die Zuwächse sind eine gute Basis für den Bundestagswahlkampf

Von Harald W. Jürgensonn

Immerhin 26 000 Stimmen dazugewonnen, trotzdem hat’s nicht gelangt für den Wiedereinzug ins Kieler Landesparlament. Der Internet- Claim #sogehtlinks zog zwar am meisten bei den 16- bis 34-Jährigen (6 Prozent) und hauptsächlich in den Städten Kiel (7,2 Prozent), Flensburg (7 Prozent) und Lübeck (5,7 Prozent). Doch unterm Strich blieben landesweit nur 3,8 Prozent, 1,5 mehr als 2012.

Kein Ergebnis, das Schönreden erlaubt oder gar lohnt. Aber eine gute Basis für den Bundestagswahlkampf. Wie schon im Landtagswahlkampf mit Landessprecherin Marianne Kolter und Uli Schippels tritt die LINKE auch dabei mit einer Doppelspitze an. Cornelia Möhring, die das Land seit 2013 alleine im Bundestag vertritt, und Landessprecher Lorenz Gösta Beutin wollen ab 24. September die Fraktion wieder als Duo verstärken.

Es wird schwierig im Flächenland zwischen den Meeren, wo die SPD ein verstörendes Verhältnis zur LINKEN zeigt. Es sei sein persönliches Versagen, wenn es ihm nicht gelänge, die LINKE aus dem Parlament herauszuhalten, sagte der Sozialdemokrat Ralf Stegner. Und bejubelte am Wahlabend, dass er dieses, sein ganz persönliches Wahlziel erreicht habe. Kein Wort dagegen vom Wahlverlierer, dass die Rechtsaußen-Partei AfD es in den Landtag geschafft hatte.

Die kontinuierliche Arbeit und das politische Ansehen von Conni Möhring im Land sowie die einigende Parteiarbeit von Landessprecher Lorenz Gösta Beutin sind die Eckpfeiler für einen teamorientierten Wahlkampf. Viele junge Genossinnen und Genossen sind in die Partei eingetreten, die Jugendorganisation [’solid] hat sich auch schon im Landtagswahlkampf engagiert eingebracht. Bei den Themen setzt DIE LINKE auf Pflege, Rente, Selbstbestimmungsrechte und Demokratie. Auch die Tatsachen, dass Schleswig-Holstein bei prekären Arbeitsplätzen an der Spitze steht und das Land als Supermarkt der Rüstungsindustrie gilt, werden eine Rolle spielen.

Noch ein Zahlenspiel: Im Verhältnis zur Mitgliederzahl konnte die LINKE Schleswig-Holstein die meisten Wählerstimmen aller LINKE-Landesverbände einsammeln. Auch das macht Mut und gibt Zuversicht, fest mit einem Doppeleinzug in den Bundestag zu rechnen. 5,2 Prozent hat unsere Partei 2013 erreicht – in diesem Jahr dürften es mehr sein, legt man die zunehmende Zustimmung von Mai zugrunde. Die Arroganz der Macht, das zeigt das unsägliche Zitat von SPD-Stegner, zieht nicht mehr.