Aufgepasst: LiMA regional!
Die Linke Medienakademie sorgt in Frankfurt am Main, Stuttgart und Erfurt für mehr Medienkompetenz und Gegenöffentlichkeit vor Ort
Von Nina Körner und Paul Wellsow
Schreiben, sprayen, sprechen – der Mix aus »media, art’s and politics« hat's gemacht bei der ersten LiMAregional in Frankfurt am Main. 120 Medienmacher, NetzaktivistInnen und Blogger oder solche, die es werden wollen, waren am 20. November zu Workshops, Vorträgen und Podiumsdiskussion in die Fachhochschule Frankfurt gekommen. Das Ziel: Medien kompetent nutzen, selbst gestalten und Gegenöffentlichkeit schaffen.
Kreativ macht das Sprayer und Workshopleiter Helge Steinmann. »Streetart ist eine Form der Kommunikation und eine Reaktion auf die einseitige Kommunikation der Werbung«, erklärte er den Workshopteilnehmern. »Diese soll man eigentlich nur rezipieren, ohne reagieren zu können. Streetart ist eine mögliche Reaktion und auch eine Karikatur der Konsumgesellschaft!« Nach soviel Sprayertheorie ging’s mit Sprühdose und Atemschutz zur Praxis an die Leinwand. Gut argumentieren, das richtige Foto schießen, ein Video schneiden oder die Pressemitteilung informativ formulieren lernten die Teilnehmer in den Workshops zu Rhetorik, Fotografie, Video und Öffentlichkeitsarbeit. Auch Kampagnenplanung, Medienrecht, Netzaktivismus und Whistleblowing standen auf dem Programm.
»Schlagzeilen um jeden Preis oder Maulwurfsarbeit? – Linke (und) Medien in Hessen« war das Motto der abendlichen Podiumsdiskussion linker Medienvertreter/innen. Mit Moderator Murat Cakir, Leiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hessen, diskutierten Pitt von Bebenburg, Ressortleiter zu Landespolitik bei der »Frankfurter Rundschau«, Kirsten Huckenbeck, Redakteurin des »Express«, Zeitung für Betriebs- und sozialistische Gewerkschaftsarbeit, Joachim Legatis, Vorsitzender der dju-Hessen, und Klaus Schaake, Herausgeber der »Stadt-Zeit« Kassel. Im Eröffnungsvortrag »Verändert die Fünf-Parteien-Landschaft die Bundesrepublik?« hatte Dr. Jens Becker vom Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse der Universität Frankfurt die Entwicklung von der Honoratiorenpartei der frühen BRD über große Volksparteien zur heutigen Auffächerung in kleinere Klientelparteien aufgezeigt.
»Linke Medien machen authentisch und vor Ort« – Das Motto der LiMAregional-Premiere hatte am 9. Oktober 50 Teilnehmer/innen zu den Workshops und Vorträgen an der Universität Stuttgart gelockt. Ein Sonderthema: »Faschismus 2.0« und »Extremismus und politische Gewalt«. Renate Angstmann-Koch, Vorstandsmitglied der Deutschen Journalistenunion (DJU), moderierte »Hofiert, belächelt, totgeschwiegen – das linke Spektrum in eigenen und klassischen Medien«. Auf dem Podium saßen Martin Hofmann, Redakteur der »Südwestpresse«, Peter Streiff, Redakteur von »Contraste« – Monatszeitung für Selbstorganisation, Karl-Martin Matt von StattZeitung/stattweb.de in Südbaden und Oliver Hermann, Journalist des Freien Radios S.
»Wie web 2.0 die Politik verändert« thematisierte die LiMAregional am 4. Dezember an der Fachhochschule Erfurt. Denn gerade im digitalen Zeitalter gilt es, Kommunikation und Kunst zu verbinden, um Informationen an Frau und den Mann zu bringen. 120 Menschen aus Thüringen nutzten den Tag auf dem Campus, um den Einsatz von Medien zu lernen und sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Der Wissenschaftler und Autor Christoph Bieber beschrieb, wie die »digitale Herausforderung« durch Facebook, Twitter & Co. die deutsche Parteienlandschaft, Wahlkämpfe, Wahlen und Protestbewegungen bereits verändert hat. In sechs Workshops ging es dann ums Konkrete: Kampagnenplanung, Layout, Websitegestaltung, Umgang mit Bildern, Agenda-Setting und Öffentlichkeitsarbeit. Zum Abschluss diskutierten die Professorin Christine Brückner, der Medienpolitische Sprecher der Thüringer Linksfraktion, André Blechschmidt, und Christoph Nitz von der »Linken Medienakademie« über den Qualitätsverfall der Thüringer Medienlandschaft, die vom MDR und dem WAZ-Medienkonzern dominiert werde. Linke Politik müsse daher stärker auch auf eigene Medien setzen, waren sich alle einig.
Um die Öffentlichkeitsarbeit der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag auszubauen und sich den Anforderungen des web 2.0 zu stellen, bot die Fraktion Ende November gemeinsam mit der »Linken Medienakademie« eine eigene Schulung an.
Für alle, die die LiMAregional-Veranstaltungen in diesem Jahr verpasst haben, lautet die gute Nachricht: Im nächsten Jahr gibt es sie wieder: in Stuttgart am 8. Oktober, in Frankfurt am 19. November und in Erfurt am 3. Dezember 2011.
Die 8. Akademie der LiMA findet vom 9. bis 13. März in Berlin statt.
Mehr zur LiMA unter: www.linke-medienakademie.de