Disput

Treffpunkt: Fest der Linken

19. und 20. September 2014, Berlin, Rosa-Luxemburg-Platz

Die großen linken Kulturevents finden in Paris, Lissabon und Dortmund statt. Da gibt es eine lange Tradition und einen unendlichen Erfahrungsschatz. Wer mal dabei war, kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Ich übertreibe natürlich. Das Fest der Linken, eine zarte Pflanze im Vergleich, kann jetzt auf einen siebten Auftritt verweisen. Die Bilanz der letzten Jahre war aufstrebend, voller Optimismus und Visionen. Nach fünf Jahren in der Kulturbrauerei, die beste Kulturadresse Berlins, wurde das Ereignis zum Straßenfest auf den Rosa-Luxemburg-Platz verschoben. Wer sich mit Veranstaltungsproduktion auskennt, weiß, dass es dadurch nicht einfacher geworden ist. Aber, muss den Rezipienten überhaupt diese Frage interessieren? Berechtigt möchten die Besucherinnen und Besucher wissen, was sie erwartet, was den Spaß, die Freude und das Wohlbefinden ausmachen. Dafür läuft die Vorbereitung auf vollen Touren, wie man so schön sagt, und die Programmgestaltung steht natürlicherweise im Mittelpunkt. Das Programm, wie immer ein Kessel Buntes mit rotem Stich, will ein buntes Publikum ansprechen und sich aber auch von den inzwischen tausenden Festen in der Stadt absetzen. Diese Stadt hat bekanntlich keinen Mangel daran. Die Eventindustrie boomt, und das Volk feiert eben lieber, als zum Beispiel für Steuergerechtigkeit zu kämpfen. Wir wollen feiern und über Widerstand reden (besser noch organisieren). Das ist der Ansatz: eine Mischung von Kunst und Politik, linke Politikerinnen und Politiker im Gespräch, nicht nur von der Bühne herab. Es überrascht nicht, dass Gregor Gysi, Katja Kipping, Bernd Riexinger dabei sind, viele Bundestagsabgeordnete, Parteivorstandsmitglieder und unsere Partner der Rosa-Luxemburg-Stiftung, vom »neuen deutschland«, der Europäischen Linken, des Europäischen Parlaments. Unverzichtbar, ein ständiger Mitwirkender und guter Freund des Festes – Andrej Hermlin and his Swing Dance Orchestra – macht den Auftakt am Sonnabend (20. September) auf der großen Showbühne. Bereits am Vorabend im neuen Pfefferberg-Theater können wir die »Frau hinter der Kanzlerin« kennenlernen: Simone Solga, Kabarettistin und Hauptakt zur EDDI-Preisverleihung. Interessante und schon fast eigensinnige Musiker präsentieren sich. Christian Haase, ein Mann, der sich in der Spur von Gundermann bewegen kann, aber auch anders ist. Mellow Mark, der mit seiner One-Man-Show daherkommt und sich zwei Roboter dazu genommen hat. Mehr sei nicht verraten. Die Literaturbühne dieses Jahr wird zu klein für den möglichen Andrang. Man schaue nur auf die AutorInnenliste. An Familien ist gedacht. Für die Kinder gibt es wieder einen kunterbunten Jahrmarkts-Spaß mit einer absoluten Neuheit, dem kleinen Ponyhof und Willi Witzig. Dank Luc Jochimsen und Regisseur Franz Sodann wurde ein Theaterformat der szenischen Lesung geschaffen, und so kommt es jedes Jahr zu neuen Inszenierungen. Wir erleben sie im Grünen Salon am Sonnabend.

Marktstände, kulinarische Angebote jenseits des Üblichen und zwei außergewöhnliche Ausstellungen erweitern das Angebot. Das vollständige Programm gibt's unter www.fest-der-linken.de.

Das Fest der Linken 2014 findet im herbstlichen Rahmen statt. 2015 sind wir wieder Frühling.

Gert Gampe