Zeitlos alt und extrem jung
Unterwegs im Iran
Von Stanislav Sedlacik
Viel wusste ich ja schon aus den Geschichtsbüchern. Vor allem: dass Persien eine Wiege der Zivilisation ist. Mit großem Interesse trat ich also diese Reise, vom IRAN-Haus Weimar empfohlen und mitorganisiert, an und ließ mich auf dieses Abenteuer ein.
Im Flughafen Teheran warteten wir auf die Abfertigung. Am großen Bildschirm lief eine lebhafte Diskussion zwischen zwei Frauen und drei Männern. Da ich leider nichts verstand, erklärte unser Reisebegleiter Pirusan aus Weimar, worüber sie redeten: über die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Im Iran spielen die Frauen auch Fußball, leider international bis jetzt ohne Erfolg. Ein Umhang, ähnlich der Kleidung von Nonnen anderswo, wird von allen Frauen getragen, und auch die Touristinnen müssen ein Kopftuch und langärmlige weite Kleidung tragen. Unterwegs haben wir später gesehen, dass manche jüngere Frauen die schwarze Kleidung nach und nach durch bunte und auch figurbetonte langärmlige Sachen ersetzen.
Ich habe den Iran als ein spannendes Land erlebt. Die Bevölkerung ist warmherzig, gastfreundlich und neugierig gegenüber den Besuchern aus dem Ausland. Das widerspricht dem westlichen Klischee von der Feindseligkeit der Muslime gegenüber den Fremden.
Ich muss somit einem klugen Mann Recht geben, der gesagt hat: »Wer hat dem Westen das Recht gegeben, zu bestimmen, wie wir zu leben haben?« Dieses Land ist zeitlos alt und zugleich extrem jung, stockkonservativ und höchst dynamisch. Mit rund 78 Millionen Einwohnern und einer Fläche von 1.648.195 Quadratkilometern zählt der Iran zu den 20 bevölkerungsreichsten und größten Staaten der Welt. 70 Prozent der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt. Der derzeitige Bevölkerungszuwachs beträgt etwa 0,88 Prozent pro Jahr. Die durchschnittliche Anzahl an Kindern je Frau fiel (laut Wikipedia) von 2,2 im Jahr 2000 auf ca. 1,7 im Jahr 2007.
Auf der Straße gibt es kaum Fahrräder, nur Motorräder, wo mit dem Fahrer manchmal noch die Frau und zwei Kinder drauf sitzen, aber auch PKW werden von Frauen gefahren.
Die westliche Blockade bricht diesen stolzen Menschen nicht das Rückgrat. Auf dem Straßenrand reparierte ein Mann sein Taxi, Marke Renault. Er sagte uns, dass er – wie andere Kollegen – keine Ersatzteile aus Frankreich bekommt; aber sie müssten ihre Familien ernähren. Sie seien gezwungen, sich selbst zu helfen, und wie wir sähen, schafften sie es auch ohne den Westen.
Tatsächlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Kampf oder Dialog der verschiedenen Kulturen. Ich bin für den Dialog und empfehle deshalb eine solche Iran-Reise allen friedlichen Menschen.
Zum Schluss ein persisches Sprichwort:
Die einen streiten viel um Glauben und Bekenntnis.
Die anderen grübeln tief nach Wissen und Erkenntnis.
So wird es gehen, bis einst der Ruf sie schreckt:
Es fehlt so euch wie euch zur Wahrheit das Verständnis.