Im Spielfeld der anderen
Das kleine Blabla
Von Daniel Bartsch
Frühstück – endlich. Der vorangegangene Kampf um Kapsel- ODER Krümelkaffee wurde mit Sachargumenten geführt, ein langer Schlagabtausch. Im Radio die Nachrichten, ich höre: »… der Ball liegt nun im Spielfeld der anderen.« Das ist schon ganz großes Tennis, sinniere ich und drücke die Espresso-Taste am heimischen Kapselkaffee-Automaten.
Der gezielte Griff zu diesem Sportvergleich aus der Sprachbild-Kiste hat einen simplen Grund: Die Erfindung des aufrechten Ganges durch den Menschen war eine so enorme Leistung, dass er sich danach erstmal setzen musste. So sitzt er bis heute: in Büros, Versammlungen, Gremien, er sitzt zusammen mit anderen, oder man sitzt sich gegenüber, man sitzt in Brüssel und Berlin – am Verhandlungstisch. Und versucht dann, zumindest verbal Bewegung in die Statik zu bekommen.
Dann ist sie da, die Situation, bei der man gar sportlich den »Ball im Spielfeld der anderen« sieht. Nämlich immer dann, wenn Gruppe A einen Vorschlag gemacht hat, auf den Gruppe B reagieren soll. Und »soll« heißt »muss«, wenn »kann«. Der, die, das Gegenüber ist also aufgefordert, den Ball aufzunehmen, um das Spiel wieder voranzutreiben.
Einem wie mir, der im Sportunterricht nie in eine Mannschaft gewählt wurde, brennen Sport-Wort-Vergleiche wie Seifentropfen in den Augen. Vor allem sind sie in der Regel unnötig, weil die Partie trotz häufigem Ballwechsel in einem torlosen Unentschieden endet. Und im Gegensatz zum Ball sind solche Vergleiche meist auch nicht rund. Was soll das also? Wäre, wenn überhaupt, der Mikado-Vergleich (wer sich zuerst bewegt, hat verloren) nicht viel ehrlicher? Oder besser noch: Unterwasser-Mikado – man wäre gezwungen, mal die Luft anzuhalten.
Ach, ist der Rasen schön grün, denke ich und mach mir noch einen Kaffee, aus Pulver. Unentschieden, wie gehabt!