Rosi, wovon träumst du?
Rosemarie Heyer, 79 Jahre, war 43 Jahre Grundschullehrerin, ist aktiv im Bündnis »Bunter Wind für Lichtenberg«, treibt Gymnastik im Seniorensportverein, schreibt Geschichten, mag Handarbeiten.
Rosi, wovon träumst du?
Von einer blühenden und friedlichen Welt.
Was ist für dich links?
Aufbegehren gegen diese menschenfeindliche Gesellschaft.
Wenn du Parteivorsitzende wärst ...
... würde ich mein Büro meiden, würde in Vereine gehen, Veranstaltungen besuchen, zu jeder Demo gehen, um dort zu erfahren, was die Menschen denken.
Was hat dich in letzter Zeit am meisten überrascht?
Dass ich im Alltag so viele Leute treffe, die die solide Bildung in der DDR loben.
Worin siehst du deine größte Stärke, deine größte Schwäche?
Meine Schwäche ist die Ungeduld.
Was war dein erster Berufswunsch?
Grundschullehrerin, weil ich als Siebenjährige einen Nazilehrer hatte, der wollte von uns »Ausgebombten« Kleiderspenden für die Naziarmee – und wenn ich diese nicht bringe, sollte ich auf einen Fahnenmast steigen.
Was regt dich auf?
Wenn in Parteigremien diskutiert werden muss, ob einem Kriegseinsatz oder einer Waffenlieferung zugestimmt werden kann.
Vaterland, Mutterland, Deutschland – wie gern lebst du hier?
Als gebürtige Berlinerin liebe ich Berlin und meine Wohngegend Lichtenberg. Damit dort die Nazis keine Chance haben, Fuß zu fassen, bin ich für das Bündnis »Bunter Wind für Lichtenberg« aktiv und gehe zu vielen Demos gegen Nazis.
Müssen Helden und Vorbilder sein?
Jeder Mensch braucht ein Vorbild. Meins ist meine Mutter, Agnes Jorek, die sich immer gradlinig und ehrlich für Gerechtigkeit einsetzte. In der Familie ist auch meine antifaschistische Arbeit begründet: Meine Eltern, Kommunisten, hatten Plakate geklebt und Flugblätter verteilt.
Wen oder was würdest du mit auf eine Insel nehmen?
Meine beiden Töchter und meine vier Enkel.
Welche Rolle spielen Kunst und Kultur in deinem Leben?
Sie sind mir wichtig in vielfältigen Formen: zum Beispiel Gespräche über moderne Kunst mit meinem ältesten Enkel, der Besuch von Konzerten mit Karsten Troyke, das Lesen von Büchern mit politischen Themen, auch von Krimis. Ich schreibe aber auch selbst gern Erlebtes in kurzen Geschichten auf.
Worüber lachst du besonders gern?
Mit jungen Leuten über politische Fehler. Auch Witze aus alten Zeiten lese ich gern, sie erinnern mich an meinen witzeerzählenden Mann.
Wo hast du Angst?
Im Dunkeln und in engen Räumen, weil so die Luftschutzkeller waren.
Welche Eigenschaften schätzt du an Menschen besonders?
Ich schätze Menschen, die ehrlich ihre Meinung vertreten, die kritisch hinterfragen, selbst wenn sie sich damit unbeliebt machen.